Mais ist nicht einfach nur ein Getreide in Mexiko – er ist Teil unserer Identität und prägt seit Jahrtausenden unsere Kultur. Heute nehme ich euch mit auf eine spannende Reise in die Welt des mexikanischen Mais – aber nicht irgendeines Mais, sondern der hochumstrittenen Gen-Version davon.
Von heiligen Körnern zu modernen Kontroversen
Seit über 9.000 Jahren bauen die Menschen in Mexiko Mais an. Die alten Maya und Azteken verehrten ihn sogar als Geschenk der Götter! Noch heute gibt es in Mexiko über 60 verschiedene Mais-Sorten, jede mit ihrem eigenen, einzigartigen Geschmack und Verwendungszweck. Von leuchtend blau bis tiefrot – diese Biodiversität ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig: Wenn eine Maissorte von einer Krankheit oder einem Schädling befallen wird, können andere Sorten überleben und damit die Ernährungsgrundlage sichern. Die genetische Vielfalt ist unsere natürliche Versicherung gegen Ernteausfälle und Klimaveränderungen.
Der Gen-Mais, der seit den 1990er Jahren in unser Land drängt, gefährdet dieses bewährte System. Er basiert auf wenigen, genetisch identischen Pflanzen – eine gefährliche Monokultur. Ein einziger neuer Krankheitserreger könnte theoretisch alle Gen-Mais-Pflanzen gleichzeitig befallen und vernichten, da sie keine natürliche genetische Variabilität besitzen. Während einige in Gen-Mais eine moderne Lösung für Ernährungsfragen sehen, gibt es in Mexiko erheblichen Widerstand – aus gutem Grund.
Wirtschaftliche Realität
Der Gen-Mais verspricht höhere Erträge und bessere Resistenz gegen Schädlinge. Die Realität sieht jedoch anders aus: Viele kleine Bauern in Mexiko können sich das patentierte Saatgut der großen Konzerne nicht leisten. Traditionell bewahren unsere Landwirte einen Teil ihrer Ernte als Saatgut für das nächste Jahr auf – eine jahrhundertealte Praxis, die bei Gen-Mais durch Patente untersagt wird.
Ein besonders alarmierender Fakt: Mexiko importiert heute etwa 30% seines Maisbedarfs aus den USA, größtenteils Gen-Mais. Für ein Land, das der Ursprung des Mais ist und über Jahrtausende Selbstversorger war, ist dies eine besorgniserregende Entwicklung.
Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind weitreichend: Während große Agrarkonzerne profitieren, kämpfen viele traditionelle Maisbauern um ihre Existenz. Dabei sind es gerade diese kleinen Familienbetriebe, die seit Generationen die einzigartigen mexikanischen Maissorten erhalten und damit auch das Fundament unserer Küche und Kultur bilden. Außerdem verlieren wir möglicherweise unwiederbringlich genetisches Material, das über Jahrtausende entstanden ist. Diese genetischen Ressourcen könnten entscheidend sein für die Entwicklung widerstandsfähiger Maissorten, die wir in Zeiten des Klimawandels dringend benötigen werden.
In Teil 2 werden wir die sozialen und ökologischen Auswirkungen näher betrachten und analysieren, was dies für die Zukunft der mexikanischen Landwirtschaft und Ernährungssouveränität bedeutet.
