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Was haben Wein und getrocknete Chilis gemeinsam?

Auf den ersten Blick scheinen Wein und getrocknete Chilis wenig gemeinsam zu haben. Der eine ist flüssig, der andere fest. Der eine kommt aus der Traube, der andere aus der Schote. Chilis brennen auf der Zunge, während Wein – naja, der soll das Feuer eigentlich löschen, oder? Doch in der Küche entpuppen sich beide als erstaunlich ähnliche Geschmacksverstärker mit verblüffenden Parallelen.

Die überraschende Gemeinsamkeit: Hunderte von Aromastoffen

Sowohl Wein als auch getrocknete Chilis sind wahre Schatzkammern der Aromen. Wissenschaftler haben in Wein über 500 verschiedene Geschmacksverbindungen identifiziert, während getrocknete Chilis mit 380 nachgewiesenen Aromastoffen beeindrucken. Diese Zahlen allein zeigen: Beide sind weitaus komplexer als man vermuten würde.

Gemeinsame Superkraft: Sie lösen Aromen aus anderen Zutaten

Hier wird es richtig spannend: Beide Zutaten funktionieren als molekulare Brückenbauer in der Küche.

Wein bindet sowohl fett- als auch wasserlösliche Aromastoffe. Während Kräuter ihre Öle nur ungern ans Wasser abgeben, löst der Alkohol im Wein diese mühelos heraus. Gleichzeitig nimmt er wasserlösliche Aromen auf – eine Doppelfunktion, die kein anderes Küchenmedium so gut beherrscht.

Getrocknete Chilis wirken ähnlich, nur anders: Ihre fettlöslichen Capsaicinoide und die beim Trocknen entstandenen Aromaverbindungen verteilen sich im Kochfett und tragen andere Geschmacksstoffe mit sich. Die berühmten Pyrazine in getrockneten Chilis – verantwortlich für nussige und geröstete Noten – verstärken zudem die Wahrnehmung anderer Aromen im Gericht.

Zeit macht den Unterschied

Beide gewinnen ihre Komplexität durch Zeit und Transformation:

  • Wein entwickelt seine vielschichtigen Aromen durch Fermentation
  • Getrocknete Chilis bilden beim langsamen Trocknen neue Verbindungen wie Aldehyde, die für süße, rosinenähnliche Noten sorgen

In beiden Fällen entstehen aus einfachen Ausgangsprodukten komplexe Aromabomben.Sowohl Wein als auch getrocknete Chilis bringen zwei Dinge in die Küche:

  1. Eigene Aromen: Von fruchtig bis erdig beim Wein, von rauchig bis süß bei Chilis
  2. Verstärkerfunktion: Sie heben andere Geschmäcker hervor und machen sie zugänglicher

Diese Doppelfunktion macht beide zu unverzichtbaren Werkzeugen für Köche weltweit.

Praktische Synergie in Ihrer Küche

Das Beste: Wein und getrocknete Chilis ergänzen sich perfekt! Der Wein löst die fettlöslichen Verbindungen der Chilis und verteilt sie gleichmäßig im Gericht. Die Chilis wiederum geben dem Wein eine würzige Tiefe, die seine fruchtige Komplexität unterstreicht.

Aus meiner Kocherfahrung: Beim Ablöschen von Sofrito-Zubereitungen mit Rotwein entstehen wunderbare Geschmackstiefen. Moles oder Adobos, die von Ancho-, Pasilla- und Mulato-Chilis dominiert werden, harmonieren beim Trinken hervorragend mit kräftigen Rotweinen wie Garnacha, Shiraz und Malbec – die Fruchtigkeit des Weins hebt die schokoladigen Noten der Chilis.

Fischgerichte mit Guajillo-Chilis passen großartig zu bestimmten Weißweinen – die fruchtig-würzige Balance funktioniert einfach. Bei Chipotle bin ich noch auf der Suche nach dem perfekten Wein-Partner, aber Sherry oder Portwein könnten tatsächlich spannend sein.

Ein interessanter Punkt: Traditionell findet man in der mexikanischen Küche keine Rezepte mit Wein. Das ändert sich aber gerade! Baja California und andere nördliche Bundesstaaten produzieren mittlerweile großartige Weine, die sicher bald ihren Weg in die mexikanischen Kochtöpfe finden werden.

Wein und Chili – hättest du das gedacht?

Diese beiden scheinbar unterschiedlichen Zutaten entwickeln ähnliche Aromenkomplexität. Beide verwandeln einfache Gerichte in komplexe Geschmackserlebnisse – und die Zukunft gehört ihrer Kombination.

Während Wein bereits seinen Weg in moderne mexikanische Küchen findet, beginnen getrocknete Chilis langsam die internationale Gastronomie zu erobern. In einigen europäischen Restaurants findet man heute schon Gerichte mit Chipotle – ein erster Schritt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Ancho, Pasilla und Guajillo ihren Weg in kreative Küchen außerhalb Mexikos finden.

Photo by the blowup on Unsplash

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